Die Hellingkatzen

Laudine am ersten Tag in Kastel

Laudines Geschichte(n)

 
2. Endlich frei!
Am Anfang war der Merlin nachts immer verschwunden. Und wenn er zurückkam, dann roch er so gut. Und von Zeit zu Zeit hat er mir etwas mit gebracht, das ich aus meiner alten Wohnung nicht kannte: Er nannte es "Maus"! Das roch auch gut und hat mich richtig neugierig gemacht. Außerdem bekam ich dadurch irgendwie das Gefühl, für meine Menschen sorgen zu müssen und ihnen auch so etwas tolles wie eine "Maus" zu bringen. Aber ich wusste nicht, wo der Merlin die herholt. Im Haus habe ich sie nicht gefunden, er hat sie wohl von draußen mitgebracht. Aber da durfte ich ja nicht hin.
Der Merlin hat mir manchmal auch Mäuse gebracht, die sich noch bewegt haben. Mit denen durfte ich dann spielen und er hat mir gezeigt, was man alles so mit ihnen machen kann: jagen, in die Luft werfen und wieder auffangen, Fußball mit ihnen spielen und vieles andere mehr. Ich bekam dadurch noch mehr Lust nach draußen gehen zu dürfen.
Und eines Tages war es dann soweit. Meine Menschen haben eine große Tür geöffnet und ich durfte zum ersten Mal in den Garten. Dass das nicht so einfach war, habe ich ja schon erzählt. Aber es war spannend. Und bald habe ich auch die Stellen gefunden, an denen man diese komischen Wesen fangen kann, die der Merlin "Mäuse" nennt. Als ich die erste nach Hause brachte, haben sich meine Menschen richtig gefreut. Sie sind ganz aufgeregt herumgelaufen. Dann sind sie mit einem Gerät gekommen und haben die Maus gefangen. Zu meiner großen Überraschung haben sie sie wieder nach draußen getragen und am Rhein frei gelassen. "Das kann doch nicht wahr sein!" sagte ich zu mir. "Meine ganze Arbeit kann doch nicht umsonst gewesen sein. Das muss ich denen richtig beibringen."
Und so bringe ich den beiden seit damals jede Nacht (manchmal auch am Tag, wenn es sich gerade so ergibt) eine, zwei oder sogar drei Mäuse zum Üben. Mal tot, mal lebendig. Das scheint den beiden richtig Spaß zu machen.
Aber eines habe ich mir ganz fest vorgenommen: Solange die das mit den Mäusen nicht begriffen haben, solange gibt es nichts Anderes.

Und am Rhein gibt es noch ganz andere tolle Sachen zu sehen. Viele Vögel, ganz kleine und ganz große. Aber die verjage ich nur. Jetzt sind erst mal nur die Mäuse angesagt. Dann gibt es noch so rote Tiere, die kleinen springen auf die Bäume, wenn sie mich sehen, die großen jedoch haben keine Angst vor mir. Die sieht man auch nur selten und wenn, dann nachts. Und andere Katzen laufen dort herum. Da muss ich jedesmal aufpassen, dass die mir nicht alles wegfangen. Da muss ich dann schon mal für klare Verhältnisse sorgen. Die probieren immer wieder, mir und Merlin ins Handwerk zu pfuschen.
Noch etwas gibt es da draußen im Freien: Meine Menschen nennen es Bäume. Die sind viel höher als meine Kratzbäume. Sie haben auch den großen Vorteil, dass man sich da vor den Tieren in Sicherheit bringen kann, die ich bisher nur vom Hörensagen kannte: Hunde! Denn manche von denen rennen hinter mir her. Weil ich nicht weiß, ob sie mit mir spielen oder mich fangen wollen, nutze ich die Gelegenheit, dass ich auf die Bäume klettern kann. Weil ich auch nicht wusste, ob Hunde das auch können, bin ich am Anfang immer so hoch wie möglich auf den Baum geklettert. Mein Frauchen war richtig geschockt, als sie das zum ersten Mal gesehen hat. Aber jetzt bin ich erfahren genug und weiß, welchen Hund ich wie behandeln muss.

Jetzt habe ich außer Mäusen auch noch andere Tiere entdeckt und bringe sie auch manchmal nach Hause. Herrchen und Frauchen sind dann überhaupt nicht glücklich und vor kurzem haben ich ihnen einen Bilch gebracht, der ist eine Nacht im Schrank geblieben, dann kam er heraus und sie haben ihn gefangen und vor das Fenster gesetzt. Ich habe mich dann nicht mehr darum gekümmert und irgendwann war er weg. Aber als ich euch diese Geschichte aufschreiben wollte, habe ich entdeckt, dass mein Herrchen schon schneller war. Hier  könnt ihr seine Geschiche vom kleinen Bilch lesen.